Wenn ich durch Dortmund schlendere, reizt mich weniger das große Museumshaus als die Energie in den kleinen, ungefilterten Ausstellungsräumen: Projekträume, Ateliergemeinschaften und Pop-up-Galerien, in denen lokale Talente ohne strikte kuratorische Vorgaben sichtbar werden. Viele Besucherinnen und Besucher fragen mich: Welche dieser kleinen Galerien zeigen aktuell lokale Kunsttalente, und wie finde ich Ausstellungen, die offen, experimentell und zugänglich sind? In diesem Beitrag schildere ich meine besten Fundorte, Recherche-Tipps und Praxiserfahrungen — persönlich, konkret und direkt anwendbar.

Warum gerade kleine Galerien interessant sind

Kleine Galerien und Projekträume haben für mich eine besondere Anziehungskraft: Sie sind oft experimenteller, risikofreudiger und näher an der Szene. Hier präsentieren sich Nachwuchskünstlerinnen und -künstler, studentische Arbeiten oder interdisziplinäre Projekte ohne großen institutionellen Druck. Außerdem ist der Zugang persönlicher — man trifft Künstlerinnen beim Aufbau, diskutiert Ideen bei der Vernissage und erlebt Kunst im Austausch.

Wo ich in Dortmund regelmäßig fündig werde

Statt eine lange Liste fester Institutionen abzuspulen, nenne ich Orte und Formate, die sich in Dortmund bewährt haben. Viele von ihnen wechseln ihre Programme schnell, deshalb ist aktives Nachschauen wichtig.

  • Projekträume und freie Galerien: Diese Räume sind oft von Künstlerkollektiven getragen und bieten offene Formate. Ich schaue regelmäßig nach Projekträumen, die kurzfristige Calls veröffentlichen und junge Talente einladen.
  • Künstlerhäuser und Ateliergemeinschaften: In vielen Stadtteilen gibt es gemeinsame Atelierhäuser, die Ausstellungsflächen für ihre Bewohnerinnen und Bewohner öffnen. Solche Open-Studio-Events sind Gold wert, weil man direkt mit den Künstlern sprechen kann.
  • Kunstvereine und unabhängige Initiativen: Vereine wie der lokale Kunstverein organisieren neben kuratierten Ausstellungen oft auch offene Projektreihen und Residenzen, die lokale Talente ins Rampenlicht rücken.
  • Kulturelle Zentren und Szene-Locations: Orte, die auf Musik, Performance oder Kulturmix setzen (Clubs, Kulturzentren), integrieren häufig Ausstellungswochenenden mit regionalen Künstlern — weniger formell, stärker auf Begegnung ausgelegt.

Konkrete Recherchewege — so finde ich aktuelle Shows

Die aktuellsten Informationen kommen nicht immer von klassischen Webseiten. Das sind meine bewährten Wege:

  • Soziale Medien: Instagram ist meine erste Adresse. Suchen nach Hashtags wie #dortmundart, #ruhrkunst oder spezifischen Hashtags lokaler Initiativen führt oft direkt zu Vernissage-Ankündigungen.
  • Facebook-Gruppen und Eventseiten: Lokale Kulturgruppen posten regelmäßig Calls, DIY-Ausstellungen und Vernissagen. Hier findet man auch Pop-ups, die nur wenige Tage laufen.
  • Städtischer Kulturkalender: Die Website der Stadt Dortmund sowie kleine Kulturplattformen listen oft auch nicht-kommerzielle Events — ein guter Startpunkt, um überblicken zu können, welche Räume aktuell aktiv sind.
  • Netzwerk vor Ort: Ich spreche Kolleginnen, Künstlerinnen und Veranstalter an Vernissagen. Empfehlungen sind oft die schnellste Methode, neue Projekträume zu entdecken.
  • Newsletter: Einige unabhängige Galerien und Kulturinitiativen verschicken monatliche Programme per Mail. Es lohnt sich, in ein paar Mailverteiler aufgenommen zu werden.

Beispiele für Formate, die ich aktuell empfehle

Aus meiner Beobachtung sind es vor allem diese Formate, in denen lokale Künstlerinnen ohne starke kuratorische Einschränkungen sichtbar werden:

  • Open Calls und Gemeinschaftsausstellungen: Kleine Galerien veranstalten regelmäßig themenoffene Ausstellungen, bei denen jeder Bewerber seine Arbeit zeigen kann. Diese Formate bieten Raum für Diversität und überraschende Begegnungen.
  • Pop-up-Galerien in leerstehenden Ladenlokalen: Kurzfristige Bespielungen leerstehender Räume sind ideal für lokale Talente. Häufig organisiert von Kreativinitiativen, sind diese Pop-ups sehr experimentell.
  • Open Studios & Atelierfeste: Hier sieht man Arbeiten in Entstehung und hat direkten Austausch mit den Kunstschaffenden — oft ohne kuratorische Filter.
  • DIY-Ausstellungsreihen in Kulturzentren: Kulturzentren entlang der Ruhr öffnen regelmäßig Flächen für lokale Projekte und junge Künstlerinnen.

Checkliste: Wie ich eine Ausstellung auswähle, die wirklich offen ist

Wenn ich eine Ausstellung aufsuchen möchte, die wenig kuratorisch eingeschränkt ist, gehe ich nach folgenden Kriterien vor:

  • Sind Bewerbungen oder Calls veröffentlicht? (Hinweis auf Offenheit)
  • Wer organisiert die Show — ein Künstlerkollektiv, ein Verein oder ein Einzelkurator?
  • Gibt es eine Beschreibung, die ausdrücklich lokale oder junge Künstler anspricht?
  • Ist die Kommunikation direkt (z. B. Instagram-DMs, Facebook-Event) oder sehr formal?
  • Findet die Veranstaltung in einem temporären Raum statt (Pop-up, leerstehendes Ladenlokal)?

Praktische Hinweise für Besucherinnen und Besucher

Ein paar Tipps aus meiner Erfahrung, damit der Besuch solcher Räume gelingt:

  • Kommt zur Eröffnung — dort ist die Stimmung offen, die Künstler sind anwesend und Gespräche entstehen spontan.
  • Bringt Zeit mit — kleine Räume leben von Begegnungen; ein kurzes Gespräch kann den Blick auf ein Werk verändern.
  • Folgt lokalen Initiativen online und meldet euch für Newsletter an. Die besten Entdeckungen passieren außerhalb der großen Kalender.
  • Überlegt, ob ihr die Projekte unterstützen wollt (Kauf, Teilen in sozialen Medien, Ehrenamt).

Wo ich selbst regelmäßig Berichte finde

Als Autorin für Kulturzentrum Ruhraue suche ich bewusst nach diesen Formaten: Ich durchforste Instagram-Accounts lokaler Kollektive, schaue in den Kulturkalendern und besuche Vernissagen. Auf meiner Seite https://www.kulturzentrum-ruhraue.de poste ich Eindrücke, Fotos und Termine — oft mit Hinweisen, welche Räume besonders offen und experimentell sind. Wenn ihr mir Hinweise zu aktuellen Ausstellungen sendet, nehme ich sie gerne in die Berichterstattung auf.

Einladung zur Mitwirkung

Wenn ihr als Künstlerinnen, Kollektive oder Veranstaltende eine aktuelle Ausstellung habt oder einen Projektraum betreibt, schreibt mir. Ich komme vorbei, mache Fotos und berichte — offen, unprätentiös und nah an der Szene. Es sind genau diese kleinen, ungefilterten Räume, die Dortmunds Kulturleben so lebendig machen.