Als Hobbyfotografin arbeite ich seit Jahren immer wieder mit regionalen Musikerinnen und Musikern zusammen — von Singer-Songwritern in Cafés über Jazztrios in Proberäumen bis zu aufstrebenden Bands bei kleinen Clubgigs. Dabei geht es mir nicht nur um schöne Bilder, sondern um promotaugliche Fotos, die Musik, Persönlichkeit und Einsatzmöglichkeiten für Social Media, Presse und Booking widerspiegeln. Im folgenden Text teile ich meine Erfahrungen, Tipps und Checklisten, damit auch du als Hobbyfotograf*in professionelle Ergebnisse liefern kannst, ohne ein teures Studio zu brauchen.
Vor dem Shooting: Kommunikation ist alles
Bevor ich eine Kamera auspacke, telefoniere oder schreibe ich mit der Künstlerin bzw. dem Künstler. Oft klärt ein kurzes Briefing viele Missverständnisse:
Ich schicke normalerweise ein kleines Moodboard per WhatsApp oder E-Mail — das geht schnell und schafft gemeinsame Erwartungen. Tools wie Pinterest oder ein simples Fotoalbum auf dem Smartphone haben sich bei mir bewährt. Wenn die Musikerin z. B. sagt: "Ich brauche ein Coverbild für mein neues Single-Release, das melancholisch wirkt", dann sammle ich Bilder, die diese Stimmung treffen und wir entscheiden gemeinsam, welche Varianten in Frage kommen.
Location-Auswahl: Authentizität schlägt Studio-Look
Viele regionale Acts möchten lieber ihre Umgebung zeigen — Proberaum, Lieblingskneipe oder die Ruhruferpromenade — weil das die Story ergänzt. Ich bevorzuge Orte mit Charakter: abgeblätterte Wände, Theaterfoyers, Bahnhofsunterführungen, Industriearchitektur oder das natürliche Licht an der Ruhr. Diese Locations geben Bildern oft mehr Aussagekraft als sterile Hintergründe.
Wichtig ist die praktische Prüfung: Wie ist das Licht zur geplanten Zeit? Gibt es störende Quellen (z. B. grelle Leuchten) oder Parkmöglichkeiten? Für Konzerte: Kläre mit dem Veranstalter, ob Fotos erlaubt sind und ob du vor der Bühne fotografieren darfst. Ein kurzes Treffen vor Ort spart später Zeit.
Ausrüstung: Weniger ist oft mehr
Als Hobbyfotografin habe ich kein Mega-Setup – und das ist okay. Wichtig ist, die Ausrüstung zu kennen und ihre Grenzen zu respektieren. Meine Standardliste:
Bei Konzerten nutze ich bevorzugt Festbrennweiten, weil sie bei wenig Licht und offener Blende die bessere Bildqualität liefern. Wenn ich Ambient-Licht einfange, stelle ich die Kamera auf ISO-Werte ein, die Rauschen noch akzeptabel machen (je nach Kamera oft bis ISO 3200-6400).
Styling und Requisiten: Kleine Details, große Wirkung
Ich frage Künstlerinnen oft nach persönlichen Gegenständen, die sie mitbringen möchten: Instrumente, Vinyls, eine besondere Jacke oder eine Kette. Solche Elemente erzählen Geschichten und machen Bilder einzigartig. Auch Kleidung sollte im Vorfeld abgestimmt werden: Vermeide allzu bunte Muster, die vom Gesicht ablenken, und besprecht gerne mehrere Outfits für unterschiedliche Looks.
Posing und Natürlichkeit: So arbeiten wir entspannt
Viele Musikerinnen sind vor der Kamera unsicher. Meine Methode ist simpel: Ich fotografiere während des Spiels, lasse sie spielen, singen, in Gedanken versinken. Das sorgt für natürliche Aufnahmen. Ergänzend gebe ich kleine, konkrete Anweisungen:
Eine lockere Atmosphäre ist entscheidend. Ich spreche viel, lobe kleine Dinge und zeige zwischendurch ein paar Aufnahmen auf dem Display — das baut Vertrauen auf.
Beleuchtung: Kreativ statt technisch überladen
Natürliches Licht ist mein Favorit, besonders in der goldenen Stunde. Wenn das nicht möglich ist, arbeite ich mit einem diffusen Aufsteckblitz, einem entfesselten Blitz mit Softbox oder einem LED-Panel. Bei Bühnenaufnahmen nutze ich vorhandenes Bühnenlicht und passe Weißabgleich sowie Belichtungszeit an, um Bewegungsunschärfen zu kontrollieren.
Ein einfacher Trick: Ein Aufsteckblitz mit einem kleinen Diffusor und leichtem Bounce gegen die Decke erzeugt oft schmeichelhaftes Licht ohne harte Schatten. Marken wie Godox oder Yongnuo bieten preiswerte Lösungen für Hobbyfotografen.
Technische Einstellungen: Schnell und sicher
Meine Standard-Vorgaben, die ich je nach Situation anpasse:
Wichtig ist, die Kamera manuell zu beherrschen, damit die Belichtung nicht von Automatikentscheidungen verwässert wird. Ich arbeite oft in RAW, um in der Nachbearbeitung mehr Spielraum zu haben.
Nachbearbeitung: Konsistenz macht Fotos promotauglich
Ich bearbeite Bilder in Adobe Lightroom und Photoshop. Für promotaugliche Fotos achte ich auf:
Ich erstelle oft ein Paket mit 8–12 finalen Bildern in verschiedenen Zuschnitten. Das ist meist ausreichend für Social Media, Pressetexte und Konzertflyer.
Rechte, Verträge und Bezahlung
Das Thema Nutzungsrechte ist kein Luxus — ich kläre es vorab. Ein kurzes schriftliches Agreement per E-Mail ist oft ausreichend, in dem steht:
Viele regionale Musikerinnen haben begrenztes Budget; hier nutze ich flexible Modelle: Tauschgeschäfte (z. B. Fotos gegen Konzerttickets), Pauschalpreise für ein kleines Paket oder feste Honorare, wenn die Bilder kommerziell verwendet werden. Transparenz schätze ich: Ich nenne klare Preise und was enthalten ist.
Lieferung und Follow-up
Nach dem Shooting sende ich eine Auswahl der besten Bilder zur Vorauswahl und liefere dann die endgültigen Dateien per Download-Link (z. B. WeTransfer oder Google Drive). Ich liefere meist:
Ein kurzes Feedbackgespräch nach ein bis zwei Wochen hilft, die Zusammenarbeit zu reflektieren und mögliche Verbesserungen für zukünftige Sessions zu besprechen. Viele meiner besten Kontakte sind so entstanden.
Wenn du möchtest, kann ich dir eine Checkliste oder ein kleines Muster-E-Mail für das Briefing zuschicken — oder wir verabreden uns auf einen Kaffee und schauen uns gemeinsam Locations an. Schreib mir einfach über das Kontaktformular auf kulturzentrum-ruhraue.de oder sprich mich bei der nächsten Veranstaltung an — ich freue mich immer über neue gemeinsame Projekte entlang der Ruhr.