Wenn ich Fotografien aus dem Ruhrgebiet zusammenstelle, die Galerien wirklich interessieren sollen, denke ich zuerst an zwei Dinge: Geschichten und Konsistenz. Galerien suchen keine bloßen Bilderkataloge, sondern Arbeiten, die eine Haltung zeigen — eine wiedererkennbare Stimme. In diesem Beitrag teile ich meinen Workflow, konkrete Tipps zur Auswahl, Präsentation und Ansprache von Galerien sowie technische Hinweise, die den Unterschied machen können. Alles aus meiner Praxis als Kulturjournalistin und leidenschaftliche Fotografin entlang der Ruhr.

Was Galerien wirklich sehen wollen

Galerien haben wenig Zeit. Deine Mappe sollte daher klar, fokussiert und professionell wirken. Meist achten Kuratorinnen und Kuratoren auf:

  • Thematische Kohärenz — eine Serie, kein Sammelsurium.
  • Visuelle Handschrift — wiederkehrende Farbgebung, Bildaufbau oder Bearbeitungsstil.
  • Konzeptuelle Tiefe — eine Idee, die über "schöne Bilder" hinausgeht.
  • Technische Qualität — sauberer Scan, korrekte Belichtung, hochwertige Drucke.
  • Ich rate, ein Portfolio zu bauen, das maximal 10–15 starke Bilder einer Serie enthält. Lieber weniger, dafür bessere Bilder.

    Die Serie konzipieren: Ruhr-Porträts mit Haltung

    Ein guter Einstieg ist zu überlegen, welche Geschichte du erzählen willst. Beispiele aus meiner Region, die funktionieren:

  • Porträts von Festivalbesucherinnen und -besuchern entlang der Ruhr — Nähe und Atmosphäre.
  • Arbeiterporträts in Industriedenkmälern — Materialität und Geschichte.
  • Alltagsgesichter in kleinen Städten — Intimität statt Postkartenästhetik.
  • Wichtig ist, eine klare Fragestellung zu formulieren: Was willst du über die porträtierten Personen sagen? Wie spiegeln sie die Region wider? In meinen Projekten habe ich oft mit offenen Fragen gearbeitet: "Wer prägt das kulturelle Leben an der Ruhr?" oder "Wie zeigt sich Erinnerung im Gesicht einer Arbeitergeneration?" Diese Fragen können als kurze Einleitungstexte in der Mappe dienen.

    Auswahlkriterien: Welche Bilder bleiben, welche gehen

    Beim Editieren ist Ruthlessness gefragt. Ich öffne meine Auswahl immer an drei Tagen in Folge und streiche bei jedem Durchgang weitere Bilder. Kriterien, die ich anwende:

  • Starke Augen- oder Blickkontakte.
  • Bilder, die eine Geschichte andeuten oder eine Rolle in der Sequenz spielen.
  • Technische Fehler (unschärfe, abgeschnittene Gliedmaßen) nur, wenn sie künstlerisch begründet sind.
  • Wenn du unsicher bist, zeig die Auswahl drei Personen mit unterschiedlichen Hintergründen — eine Fotografin/Fotograf, eine Nicht-Fotografin und eine Person aus dem Kunstbetrieb. Wenn alle drei ähnliche Bilder favorisieren, bist du auf dem richtigen Weg.

    Digitale Präsentation: Portfolio-Website

    Galerien erwarten heute eine professionelle Webpräsenz. Meine Minimalanforderungen:

  • Schnelle Ladezeiten — komprimiere JPEGs sinnvoll, nutze WebP, lazy loading.
  • Klare Navigation — Serie pro Seite, kurze Einführungstexte, Kontaktinformationen sichtbar.
  • Exif- oder Bilddaten als optionales Overlay — Größe, Aufnahmejahr, Location (wenn relevant).
  • Tools, die ich empfehle: Squarespace oder Format für einfache, designstarke Portfolios; WordPress in Kombination mit einem Fotografie-Theme für mehr Kontrolle. Für Bildbearbeitung nutze ich Adobe Lightroom und exportiere für Web mit einer Schärfungsstufe für Bildschirm. Wichtig: Verlinke immer zu einer druckbaren PDF-Version deiner Mappe.

    Physisches Portfolio: Wenn du zur Galerie gehst

    Ein hochwertiges physisches Portfolio kann Türen öffnen. Was ich dabei beachte:

  • Format: A4 oder 30x40 cm sind gängig; für Porträts lohnt sich ein Hochformat.
  • Druck: Professionelle Labore wie Epson Digigraphie oder lokale Fine Art Labs. Ich arbeite gern mit Epson-Profilen und Hahnemühle-Papier, wenn es um Museum-Qualität geht.
  • Layflat-Bindung oder hochwertige Mappe — keine billigen Spiralbindungen.
  • Beilage: Kurzes Begleitschreiben, CV, Ausstellungs- und Publikationsliste.
  • Wenn die Galerie deine Webseite vorher prüft, achten Kuratorinnen oft zuerst auf die PDF. Achte darauf, dass die Datei unter 10 MB bleibt, ohne die Bildqualität zu sehr zu beeinträchtigen.

    Bildunterschriften, Konzepttexte und Metadaten

    Gute Bildunterschriften geben Kontext, aber überfrachten nicht. Meine Struktur:

  • Kurztitel oder Serienname
  • Ort / Jahr
  • Optional: Ein Satz zur Entstehung oder zur Person (z. B. "Petra, 42 — ehrenamtliche Organisatorin des Stadtfestes")
  • Im Portfolio sollte es außerdem einen kurzen Konzepttext (100–250 Wörter) geben, der die Intention erklärt. Ergänze technische Angaben und Maße für mögliche Ausstellungen. Metadaten (IPTC) in den Bilddateien machen es für Redaktionen und Galerien einfacher.

    Ansprache der Galerie: Mail, Mappe oder persönlicher Besuch?

    Ich schreibe immer eine kurze, persönliche Mail, wenn ich eine Galerie anspreche. Wichtige Punkte der Nachricht:

  • Warum du glaubst, dass deine Serie zur Galerie passt (Referenz auf frühere Ausstellungen oder Programm).
  • Link zur Portfolio-Seite und Anhang mit einer druckbaren PDF (max. 5–8 MB).
  • Verfügbarkeit für ein Gespräch oder einen Ausstellungszeitraum.
  • Wenn du bereits bei einem Event in der Gegend bist, kannst du auch mit einer kleinen Auswahl als hochwertig gedruckte Blätter vorbeigehen — frage vorher telefonisch an. Manche Galerien bevorzugen aber eine formale Einreichung per Mail. Recherchiere die Einreichungsrichtlinien auf der Website und halte dich daran.

    Preise, Editionen und Verfügbarkeit

    Sei transparent: Nenne die Preise auf Anfrage und gib an, ob Arbeiten als Einzelabzüge, Editionen oder nur in einer Serie verfügbar sind. Für limitierte Editionen sorge für nummerierte Zertifikate. Verhandlungsspielräume entstehen, wenn du bereits Ausstellungs- oder Sammlungsinteresse nachweisen kannst.

    Netzwerken und Sichtbarkeit

    Parallel zur Portfolioarbeit ist Präsenz wichtig: Lokale Ausstellungen, Kulturfestivals und Kooperationen mit Kollektiven. Ich empfehle auch:

  • Teilnahme an Portfolio-Reviews (z. B. Fotofestivals, regionale Kulturförderungen).
  • Social Media gezielt nutzen — kurze Making-ofs, Portraits in Serie, Hashtags wie #Ruhrportrait #Portraitfotografie.
  • Kooperation mit lokalen Kulturinstitutionen: Stadtmagazine, Kulturvereine oder Theater — solche Kooperationen erhöhen die Glaubwürdigkeit gegenüber Galerien.
  • Fehler, die man vermeiden sollte

    Aus eigener Erfahrung: Vermeide diese Fallen

  • Zu viele verschiedene Stile in einer Mappe — Konzentration schlägt Vielfalt.
  • Schlechte Druckqualität — immer ein Probedruck vor der Mappe anfertigen.
  • Unpersönliche Massenmails — eine kurze, individuell formulierte Ansprache wirkt deutlich besser.
  • FragestellungMein Tipp
    Wie viele Bilder?10–15 starke Arbeiten pro Serie
    Digital oder physisch?Beides: Web-Präsenz + 6–10 hochwertige Prints
    Wie ansprechen?Persönliche Mail + PDF, ggf. telefonische Vorankündigung

    Wenn du möchtest, kann ich mir gern deine Auswahl anschauen und Feedback geben — schicke mir dazu einen Link zur Portfolio-Seite oder eine PDF. Ich antworte mit konkreten Verbesserungsvorschlägen für Sequenz, Bildauswahl und Präsentation. Gerade für Ruhr-Porträts lohnt es sich, die lokale Erzählung zu schärfen — das macht deine Arbeit für Galerien besonders reizvoll.