Wenn ich Fotografien aus dem Ruhrgebiet zusammenstelle, die Galerien wirklich interessieren sollen, denke ich zuerst an zwei Dinge: Geschichten und Konsistenz. Galerien suchen keine bloßen Bilderkataloge, sondern Arbeiten, die eine Haltung zeigen — eine wiedererkennbare Stimme. In diesem Beitrag teile ich meinen Workflow, konkrete Tipps zur Auswahl, Präsentation und Ansprache von Galerien sowie technische Hinweise, die den Unterschied machen können. Alles aus meiner Praxis als Kulturjournalistin und leidenschaftliche Fotografin entlang der Ruhr.
Was Galerien wirklich sehen wollen
Galerien haben wenig Zeit. Deine Mappe sollte daher klar, fokussiert und professionell wirken. Meist achten Kuratorinnen und Kuratoren auf:
Ich rate, ein Portfolio zu bauen, das maximal 10–15 starke Bilder einer Serie enthält. Lieber weniger, dafür bessere Bilder.
Die Serie konzipieren: Ruhr-Porträts mit Haltung
Ein guter Einstieg ist zu überlegen, welche Geschichte du erzählen willst. Beispiele aus meiner Region, die funktionieren:
Wichtig ist, eine klare Fragestellung zu formulieren: Was willst du über die porträtierten Personen sagen? Wie spiegeln sie die Region wider? In meinen Projekten habe ich oft mit offenen Fragen gearbeitet: "Wer prägt das kulturelle Leben an der Ruhr?" oder "Wie zeigt sich Erinnerung im Gesicht einer Arbeitergeneration?" Diese Fragen können als kurze Einleitungstexte in der Mappe dienen.
Auswahlkriterien: Welche Bilder bleiben, welche gehen
Beim Editieren ist Ruthlessness gefragt. Ich öffne meine Auswahl immer an drei Tagen in Folge und streiche bei jedem Durchgang weitere Bilder. Kriterien, die ich anwende:
Wenn du unsicher bist, zeig die Auswahl drei Personen mit unterschiedlichen Hintergründen — eine Fotografin/Fotograf, eine Nicht-Fotografin und eine Person aus dem Kunstbetrieb. Wenn alle drei ähnliche Bilder favorisieren, bist du auf dem richtigen Weg.
Digitale Präsentation: Portfolio-Website
Galerien erwarten heute eine professionelle Webpräsenz. Meine Minimalanforderungen:
Tools, die ich empfehle: Squarespace oder Format für einfache, designstarke Portfolios; WordPress in Kombination mit einem Fotografie-Theme für mehr Kontrolle. Für Bildbearbeitung nutze ich Adobe Lightroom und exportiere für Web mit einer Schärfungsstufe für Bildschirm. Wichtig: Verlinke immer zu einer druckbaren PDF-Version deiner Mappe.
Physisches Portfolio: Wenn du zur Galerie gehst
Ein hochwertiges physisches Portfolio kann Türen öffnen. Was ich dabei beachte:
Wenn die Galerie deine Webseite vorher prüft, achten Kuratorinnen oft zuerst auf die PDF. Achte darauf, dass die Datei unter 10 MB bleibt, ohne die Bildqualität zu sehr zu beeinträchtigen.
Bildunterschriften, Konzepttexte und Metadaten
Gute Bildunterschriften geben Kontext, aber überfrachten nicht. Meine Struktur:
Im Portfolio sollte es außerdem einen kurzen Konzepttext (100–250 Wörter) geben, der die Intention erklärt. Ergänze technische Angaben und Maße für mögliche Ausstellungen. Metadaten (IPTC) in den Bilddateien machen es für Redaktionen und Galerien einfacher.
Ansprache der Galerie: Mail, Mappe oder persönlicher Besuch?
Ich schreibe immer eine kurze, persönliche Mail, wenn ich eine Galerie anspreche. Wichtige Punkte der Nachricht:
Wenn du bereits bei einem Event in der Gegend bist, kannst du auch mit einer kleinen Auswahl als hochwertig gedruckte Blätter vorbeigehen — frage vorher telefonisch an. Manche Galerien bevorzugen aber eine formale Einreichung per Mail. Recherchiere die Einreichungsrichtlinien auf der Website und halte dich daran.
Preise, Editionen und Verfügbarkeit
Sei transparent: Nenne die Preise auf Anfrage und gib an, ob Arbeiten als Einzelabzüge, Editionen oder nur in einer Serie verfügbar sind. Für limitierte Editionen sorge für nummerierte Zertifikate. Verhandlungsspielräume entstehen, wenn du bereits Ausstellungs- oder Sammlungsinteresse nachweisen kannst.
Netzwerken und Sichtbarkeit
Parallel zur Portfolioarbeit ist Präsenz wichtig: Lokale Ausstellungen, Kulturfestivals und Kooperationen mit Kollektiven. Ich empfehle auch:
Fehler, die man vermeiden sollte
Aus eigener Erfahrung: Vermeide diese Fallen
| Fragestellung | Mein Tipp |
|---|---|
| Wie viele Bilder? | 10–15 starke Arbeiten pro Serie |
| Digital oder physisch? | Beides: Web-Präsenz + 6–10 hochwertige Prints |
| Wie ansprechen? | Persönliche Mail + PDF, ggf. telefonische Vorankündigung |
Wenn du möchtest, kann ich mir gern deine Auswahl anschauen und Feedback geben — schicke mir dazu einen Link zur Portfolio-Seite oder eine PDF. Ich antworte mit konkreten Verbesserungsvorschlägen für Sequenz, Bildauswahl und Präsentation. Gerade für Ruhr-Porträts lohnt es sich, die lokale Erzählung zu schärfen — das macht deine Arbeit für Galerien besonders reizvoll.