Ein DIY-Fotospaziergang entlang der Ruhr ist für mich eine der schönsten Arten, das Ruhrgebiet neu zu entdecken: langsam, aufmerksam und mit der Kamera als Vorwand, genauer hinzusehen. In diesem Text teile ich meine bewährten Routenvorschläge, die Ausrüstung, die ich immer dabei habe, sowie kleine Motivationshilfen, damit aus einem einfachen Spaziergang ein fotografisches Erlebnis wird.

Warum ein Fotospaziergang an der Ruhr?

Die Ruhr bietet eine ungewöhnliche Mischung aus Industriegeschichte, Natur, urbaner Kunst und wechselnden Lichtstimmungen. Für mich bedeutet ein Fotospaziergang nicht nur Bilder sammeln, sondern eine Verbindung zur Umgebung aufzubauen: ich beobachte, frage, warte und setze kleine Experimente um. Das ist perfekt für Hobbyfotograf*innen, Familien oder alle, die ohne hohen Aufwand kreativ werden wollen.

Routen, die sich bewährt haben

Ich wähle oft Routen, die verschiedene Elemente kombinieren — Wasser, Industrie-, Grünflächen und Orte mit Leben. Drei meiner Favoriten:

  • Von der Ruhrbrücke in Essen-Kettwig Richtung Baldeneysee: Beginne am Wasser, passiere alte Industriearchitektur und endere in einem grünen Uferbereich. Viele Blickwinkel, Boote, Schilf und Spiegelungen.
  • Langsamer Spaziergang durchs Landschaftspark Duisburg-Nord: Industriekulisse trifft Natur. Besonders toll sind die Hochöfen bei Abendlicht und die stillgelegten Rohrleitungen als grafische Motive.
  • Uferpromenade in Hattingen mit Altstadt-Charme: Kopfsteinpflaster, kleine Gassen, Fachwerk und die Ruhr als verbindendes Element. Ideal für Porträts und Details.
  • Beim Planen orientiere ich mich an Licht und Wetter: morgens und spätnachmittags sind die Schatten länger und das Licht weicher. Ich vermeide strahlende Mittagssonne, wenn ich feine Details oder Stimmungen einfangen möchte.

    Ausrüstung: Was wirklich wichtig ist

    Du brauchst keine Profi-Ausrüstung. Diese Liste enthält, was ich regelmäßig einpacke:

    Ausrüstung Warum ich sie mitnehme
    Spiegelreflex/Spiegellose Kamera oder gutes Smartphone Flexibilität: bessere Kontrolle über Belichtung und Fokus oder schnelle Aufnahmen mit dem Handy (z. B. iPhone, Google Pixel).
    Weitwinkel- und Porträtobjektiv / 24-70mm Weitwinkel für Landschaften, mittlere Brennweiten für Details und Portraits.
    Kleines Stativ (Gorillapod) Stabilität bei Dämmerung oder Langzeitbelichtungen am Wasser.
    Extra-Akku & SD-Karte Keine bösen Überraschungen unterwegs.
    Wasserfeste Tasche / kleine Umhängetasche Schützt Ausrüstung und erlaubt schnelle Zugriffe.
    Polfilter Reduziert Spiegelungen auf Wasser und verstärkt Farben.
    Notizbuch oder Handy-Notizen Motivideen, Kameraeinstellungen, Uhrzeiten und kleine Beobachtungen festhalten.

    Checkliste vor dem Losgehen

  • Akku geladen, Ersatzakku dabei
  • Genügend Speicherplatz
  • Wetter prüfen (Regenjacke einpacken)
  • Bequeme Schuhe, evtl. Wechselkleidung
  • Wasserflasche und kleiner Snack
  • Technische Tipps, die den Unterschied machen

    Meine wichtigsten Einstellungen sind einfach umzusetzen und bringen schnell bessere Ergebnisse:

  • Shoot in RAW, wenn deine Kamera/Smartphone es erlaubt — mehr Spielraum bei der Nachbearbeitung.
  • Experimentiere mit Belichtungszeiten: Langzeitbelichtungen (1-2 Sekunden oder länger) glätten Wasser und machen Menschenbewegungen zu weichen Spuren.
  • Arbeiten mit Vordergrund: Suche immer ein markantes Vordergrundelement (Steine, Pflanze, Schiffsleinen), das Tiefe ins Bild bringt.
  • Symmetrie und Linien: Brücken, Schienen oder Uferkanten eignen sich gut, um das Auge zu führen.
  • Motivationshilfen und kleine Fotoaufgaben

    Wenn ich alleine unterwegs bin, gebe ich mir oft kleine Aufgaben — das hilft, den Blick zu schärfen und nicht gedankenlos zu fotografieren:

  • 10-Minuten-Challenge: Stelle einen Timer und fotografiere ausschließlich Details (Texturen, Rost, Wassertröpfchen).
  • Farbserie: Suche fünf Objekte in derselben Farbe und setze sie in Beziehung zueinander.
  • Perspektivwechsel: Drei Motive aus der Vogelperspektive, drei aus der Froschperspektive.
  • Porträt-Aufgabe: Frage eine Person am Wegesrand (Cafébesucher*in, Bootsfahrer*in) für ein kurzes Porträt — Höflich fragen, kurz erklären, ggf. Visitenkarte anbieten.
  • Rechtliches und höfliche Praxis

    Ein paar Regeln, die meine Spaziergänge entspannter machen:

  • Auf Privatgelände nur mit Erlaubnis fotografieren.
  • Bei Porträts immer um Erlaubnis fragen — viele Menschen freuen sich über das Kompliment.
  • Bei Drohnenaufnahmen lokale Flugverbotszonen beachten (in der Nähe von Flughäfen, Menschenansammlungen oder Naturschutzgebieten).
  • Nach dem Spaziergang: Auswahl und Nachbearbeitung

    Ich lasse die Bilder erst ein bisschen ruhen, bevor ich auswähle. So sehe ich klarer, welche Motive wirklich funktionieren. Meine Schritte:

  • Erste Auswahl: Grobe Selektion, alle schlechten Aufnahmen löschen.
  • Feinauswahl: 10–20 Bilder, die eine Geschichte erzählen (Lichtverhältnisse, Kompositionen, Menschen).
  • Grundbearbeitung: Weißabgleich, Kontrast, Belichtung korrigieren. Bei RAW-Bildern ist das leichter.
  • Feinschliff: Beschnitt, kleine Korrekturen (Spot Healing), Farbstimmunterstützung mit Tools wie Lightroom oder Snapseed.
  • Workshops und gemeinsame Spaziergänge

    Manchmal organisiere ich kleine Fotospaziergänge vor Ort — das ist eine wunderbare Möglichkeit, voneinander zu lernen. In einer Gruppe wird man auf Details aufmerksam gemacht, die man alleine vielleicht übersieht. Wenn du Interesse an einem gemeinsamen Walk hast, schreib mir gern über das Kontaktformular auf Kulturzentrum Ruhraue — ich freue mich über Vorschläge zu Orten und Zeitpunkten.

    Ein letzter Tipp aus meiner Erfahrung: Plane bewusst Zeit zum Sitzen ein. Viele gute Bilder entstehen nicht durch kontinuierliches Umherlaufen, sondern aus dem geduldigen Verweilen an einem Ort. Kamera bereithalten, beobachten, und plötzlich taucht ein Moment auf, den man sonst verpasst hätte.